29 August 2006

Strategie | Balanced Scorecard - die 10 typischen Fehler vermeiden

Die Balanced Scorecard-Methode führt dazu, dass ein Wohnungsunternehmen für die Kernprozesse seines Handelns Kennzahlen entwickelt, die sich regelmäßig beobachten lassen. Noch wichtiger aber ist es, das BSC-Verfahren als Management-Methode zu begreifen - eine Methode, die dazu verhelfen soll, die Ziele des Unternehmens auf allen seinen Ebenen kontrolliert zu verfolgen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass charakteristische Fehler den Erfolg des Verfahrens gefährden können. Die folgenden Tipps sollen helfen, diese typischen Fehler zu vermeiden:

1. Nehmen Sie den Zeitdruck

Es ist für den Erfolg der BSC in Ihrem Unternehmen nicht zuträglich, die Einführung unnötig zu beschleunigen. Von unverzichtbarer Wichtigkeit ist es, die Ziele und Kennzahlen auf den jeweiligen Ebenen so lange zu erarbeiten, bis sie von allen Beteiligten mit Überzeugung vertreten werden können. Die Balanced Scorecard muss ein gemeinsam getragenes Ergebnis sein.

2. Sorgen Sie für mehr Transparenz und nutzen Sie neue Wege der Kommunikation

Gehen Sie neue Wege in der Kommunikation und schaffen damit mehr Transparenz und Akzeptanz. Auch wenn die BSC oft als eine Topdown-Methode behandelt wird, so darf und soll sie dennoch kein Geheimnis von Geschäftsführung oder Vorstand bleiben. Nutzen Sie stattdessen das Gegenstromverfahren für den Planungsprozess.

3. Verwechseln Sie nicht Maßnahmen und Ziele

Das BSC-Verfahren sieht vor, für seine vier verschiedenen Grundperspektiven Ziele zu formulieren. Aus diesen Zielen werden dann einerseits Maßnahmen abgeleitet. Auf der anderen Seite sollen für die Ziele Kennzahlen gefunden werden, die den Fortschritt bei der Zielerreichung messen. Oftmals werden Kennzahlen auf Maßnahmen und nicht auf Ziele bezogen.

4. Setzen Sie erreichbare Ziele

Ziele sollen anspruchsvoll und als Herausforderung empfunden werden – ohne die jeweils betroffenen Akteure zu überfordern. Sie müssen Aktivitäten beschreiben, die auch im Kompetenzbereich der betroffenen Personen liegen und sollten das Zielsystem an Ihre Budgetierung koppeln.

5. Vermeiden Sie Zielantinomie

Wer nicht weiß, in welchen Hafen er segeln will, für den ist jeder Wind ein ungünstiger! (Sprichwort) Achten Sie darauf, dass sich einzelne Ziele nicht widersprechen bzw. vollständig ausschließen. Arbeiten Sie mit Zielhierarchien. Durch den Aufbau einer Zielhierarchie lässt sich eine eindeutige Ziel-Mittel-Relation darstellen, d.h. das Unterziel ist das Mittel, das zur Erreichung des Oberziels beiträgt. Somit lassen sich Zielkonflikte vermeiden.

6. Achten Sie auf Quantifizierbarkeit der Ziele

Ziele besitzen vor allem Kontroll-, Orientierungs- und Koordinationsfunktionen. Über die Beurteilung der Zielerreichung muss beim betroffenen Personenkreis Konsens möglich sein. Der Weg zum konkreten Ziel ist s.m.a.r.t (s=spezifisch, m=messbar, a=aktionsorientiert, r=realisitisch, t=terminiert). Ziele der Form, den Prozentsatz der Mitarbeiter mit Vermietungsorientierung zu erhöhen, sind so lange problematisch, wie nicht allen Betroffenen klar ist, was Vermietungsorientierung ist und wie man diese feststellt.

7. Spielregeln statt Anweisungen

Verordnete Ziele werden von den Mitarbeitern als „von außen“ auferlegter Zwang betrachtet und kaum mit Überzeugung und Initiative verfolgt. Was zu tun ist, muss für alle Beteiligten eher in Form von Spielregeln einer gemeinsamen, unternehmensinternen Aktion erscheinen, die von selbstverantwortlichen Mitarbeitern getragen und nicht von Befehlsempfängern durchgeführt wird.

8. Führen Sie mit Charakter

Die mit der Einführung der BSC erarbeiteten Ziele und Maßnahmen werden von allen Akteuren wesentlich effektiver umgesetzt, je authentischer das Top-Management agiert. Die notwendige breite Akzeptanz für die bevorstehenden wichtigen Veränderungen können Sie nur gewinnen, wenn Sie die Unterstützung der Mitarbeiter in den unterschiedlichen Hierarchieebenen besitzen.

9. Suchen Sie nicht sofort nach einer Software-Lösung

Viele Unternehmen, die das strategische Managementkonzept der Balanced Scorecard einführen, starten sofort die Suche nach einem geeigneten Tool und landen zumeist bei überdimensionierten Lösungen. Wichtiger ist jedoch, das geistige Potenzial der beteiligten Mitarbeiter zu nutzen und sich zunächst auf die Erstellung der BSC zu konzentrieren. Hilfreich zur Seite stehen können dabei Management-Consultants immobilienwirtschaftlicher Unternehmensberatungen, die sich auf die BSC-Projektmethodik spezialisiert haben.

10. Führen Sie mindestens jährlich Strategie-Workshops durch

Nach der Einführung der Balanced Scorecard muss das Top-Management im Wohnungsunternehmen bestrebt sein, die Strategien in den einzelnen Perspektiven kontinuierlich an die Veränderungen des Umfeldes anzupassen. Je nach Unternehmens- bzw. Geschäftsfeldstrategie kann es erforderlich sein, die „klassischen“ Scorecard-Perspektiven weiter zu verfeinern. Zudem sollten im Rahmen eines Personalentwicklungsprozesses regelmäßig mit Mitarbeitern Strategie-Reviews durchgeführt werden.