06 Juni 2006

Basel II | Ich und Du, Müller`s Kuh...

Oder warum Immobilienunternehmen von der einen Bank Kredit bekommen und von der anderen nicht. Anders als bei der herkömmlichen Bewertung von normalen Gewerbe- und Firmenkunden setzen die Banken bei Immobilienunternehmen ein zweistufiges Verfahren, bestehend aus einem Bonitäts- und Objektrating ein. In der neuen Ausgabe der "Immobilienwirtschaft" werden die wichtigsten Ratingsysteme miteinander verglichen.

„Das ist der Versuch, einseitig Risiken auf die Unternehmensseite abzuwälzen“, kritisiert Ralf Krabbes, Bundesgeschäftsführer des BFW Bundesverband Freier Wohnungsunternehmen, die Bankenbranche mit Blick auf die speziellen Ratingverfahren für Immobilienunternehmen, die in den vergangenen Jahren entwickelt wurden. Bei Wohnungsbauunternehmen, Bauträgern und Projektentwicklern herrscht im Augenblick nämlich große Verunsicherung. Für diese Verunsicherung sorgt einmal mehr das Reizwort „Basel II“. Die Einführung der strengeren Eigenkapitalrichtlinien zwingt die Geldhäuser, ihre Firmenkunden bei der Vergabe von Krediten noch genauer unter die Lupe zu nehmen als früher. Wie Immobilienunternehmen nun nach und nach erkennen, schauen sich die Banken nicht nur die Bilanzen an, auch die Immobilien selbst sind das Objekt der Begierde der Kreditinstitute geworden.

Die Banken sehen sich aber zu unrecht angegriffen. Denn die rechtlichen Grundlagen erlauben eigentlich kaum ein anderes Vorgehen mehr. So spielt seit einigen Jahren eine nationale Verordnung, die Mindestforderungen an das Kreditgeschäft (MAK), eine Rolle bei der Kreditvergabe. Weit vor der endgültigen Einführung von Basel II haben die Banken von der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) Vorgaben für die Organisation des Kreditgeschäfts hinsichtlich ihrer Aufbauorganisation, ihrer Prozesse, ihrer Risikostrategie, der Steuerung und Überwachung sowie des Berichtswesens erhalten. Schon diese nationale Verordnung zwingt Banken zur Einführung eines Ratings.

In dem Artikel werden die internen Ratingsysteme aller drei großen Bankengruppen - Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken - vorgestellt.

Quelle: Immobilienwirtschaft, Heft 06/2006; Text: Paul Lauer